22. September 2025

Unternehmensnachfolge – ein emotionales Thema

Kreis Viersen. Der Dickhäuter war ein Leitmotiv des Abends. „Was hat ein Elefant mit Unternehmensnachfolge zu tun?“ Diese Frage stellte Holger Latzel, Referent beim vierten Forum Mittelstand in diesem Jahr, in den Raum – und beantworte sie gleich selbst anhand einer anschaulichen Zeichnung: Mehrere Personen mit verbundenen Augen befühlen das große Tier an ganz unterschiedlichen Stellen. Das Ohr wird für ein großes Ledertuch gehalten, der Schwanz für ein dickes Seil und der Rüssel für einen Schlauch. Alle Nachfolge-Beteiligten – ob Übergeber, Übernehmer, Mitarbeiter, Kunden oder Banken – „haben eine völlig andere Perspektive auf das Unternehmen“, so der Kempener Steuerberater Latzel.

Die Nachfolge gehört zu den drängendsten Themen der deutschen Wirtschaft. „Es wird in den nächsten Jahren durch die Decke gehen“, betonte Latzel und legte folgende Zahlen vor: 44 Prozent der KMU-Inhaberinnen und -Inhaber in NRW wollen ihr Unternehmen in Zukunft übergeben. Aber nur 17,5 Prozent haben eine geplante Nachfolge innerhalb der nächsten fünf Jahre.“ Ansonsten aber verzichtete der Referent bewusst auf Zahlenmaterial und wandte sich einem Aspekt zu, den wohl viele gar nicht mit Unternehmensnachfolge verbinden: Emotionen. Typische Konfliktfelder sind die mögliche Ungleichbehandlung von Geschwistern oder die Gegenüberstellung von investiertem „Herzblut“ und wirtschaftlicher Realität. „Es gibt durchaus auch Nachfolgen ohne Stolpersteine“, so Latzel. Am andere Ende der Skala aber stehen Auseinandersetzungen, die an Shakespeares Dramen erinnern. Das Gros der Nachfolgen dürfte sich zwischen diesen Polen bewegen. Fest steht: Emotionen spielen – gerade bei familieninternen Übergaben – meist eine große Rolle. 

Wie aber kann nun ein solcher Prozess gelingen und zu einem guten Ende geführt werden? „Unternehmensnachfolge ist vor allem frühzeitige und erfolgreiche Kommunikation“, hob Latzel hervor. Sprich: Am besten kommen alle Karten von Anfang an auf den Tisch. Doch selbst bei diesem Idealfall braucht es Zeit bzw. eine Auszeit, wie der Referent es formulierte. Diese Auszeit sollten die Beteiligten als Investition empfinden und nicht als Opfer.

Bei der anschließenden Diskussion in den Räumen von action medeor in Tönisvorst berichtete die aktuelle Nachfolgerin Franziska Lynders-Kox, wie sie bei dem Prozess von der WFG beraten und unterstützt worden ist. Spontan meldete sich ein Unternehmensnachfolger aus dem Publikum und schilderte seine Erfahrungen. Sein Tipp: „Austauschpartner in ähnlichen Situation finden.“ Eine langjährige Unternehmerin, die ebenfalls im Publikum saß, erzählte von ihren Sorgen, dass sie weder neues Personal noch Nachfolger finden würde. „Es geht nicht um ein Riesenunternehmen, es geht nicht um viel Geld – es geht ums Herzblut.“ Mathias Brockmann von der Nachfolgeberatung der WFG sicherte Unterstützung zu.

Die letzte Veranstaltung der Reihe Forum Mittelstand 2025 findet am 18. November, 18 Uhr, in Willich statt. Im Stahlwerk Becker lautet die Überschrift „Gewerbepark Elmpt – Chancen für den Kreis Viersen“: https://wfg-kreis-viersen.de/forum-mittelstand-niederrhein/

Quelle: WFG Kreis Viersen

WFG-Geschäftsführer Dr. Thomas Jablonski (M.) und Gastgeberin Dr. Angela Zeithammer von action medeor freuten sich über die starke Resonanz. Auf dem Podium standen an diesem Abend (v.l.) Moderator Prof. Dr. Thomas Merz, Unternehmerin Franziska Lynders-Kox, Steuerberater Holger Latzel, Udo M. Strenge (Interessenvereinigung Mittelständische Wirtschaft) und Mathias Brockmann (WFG). | Foto: WFG Kreis Viersen