5. November 2025

Auf Standards für klimaresiliente Gewerbeflächen verständigt

Dinslaken. Gewerbegebiete nehmen in der Industrieregion zwischen Emscher, Lippe und Ruhr einen großen Raum ein. Diese Flächen sind deshalb Teil der Lösung beim notwendigen klimarobusten Umbau von Städten. Dinslaken und weitere Kommunen in der Zukunftsinitiative Klima.Werk wollen sich dafür einsetzen, bestehende und neue Gewerbeflächen nach Standards für Klimaanpassung zu entwickeln. Stellschrauben sind dabei Bebauungspläne, Kaufverträge oder Gestaltungssatzungen. Unterstützt wird der Vorstoß von Emschergenossenschaft/Lippeverband. Wer in einer Firma in einem Gewerbegebiet arbeitet, spürt auch dort die Folgen des sich verändernden Klimas. Um Hitzebelastung zu mildern, sind auch zwischen Industrie- oder Lagerhallen, Werkstätten und Bürogebäuden Schatten spendende Bäume oder begrünte Fassaden wichtig. Um das Risiko von Überflutungen durch Starkregen zu reduzieren, sollte es auch in Gewerbegebieten Retentionsflächen und Möglichkeiten zur Versickerung von Niederschlag geben.

„Wir müssen das große Potenzial zum klimaresilienten Umbau nutzen, das in den Gewerbeflächen in der Region steckt“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft/Lippeverband. Die beiden Wasserwirtschaftsverbände sind Teil der Zukunftsinitiative Klima.Werk, in der gemeinsam an der Schwammstadt gearbeitet wird, einer Strategie für Klimaanpassung. „Am Umbau von öffentlichen und privaten Infrastrukturen führt kein Weg vorbei. Wir unterstützen Unternehmen dabei, Maßnahmen auf ihrem Firmengelände umzusetzen und so auch teure Schäden zu vermeiden. Die Standards für klimaresiliente Gewerbegebiete liefern die Grundlage“, so Uli Paetzel weiter.

„Die Stadt Dinslaken ist sich der Potenziale und Vorteile klimarobust gestalteter Gewerbegebiete bewusst und begrüßt die gemeinsam entwickelten Standards“, erklärte Dr. Tagrid Yousef anlässlich der Unterzeichnung des Positionspapiers in Vertretung des Technischen Beigeordneten Dominik Bulinski. Bulinski ergänzt: „Mit den Bemühungen um eine gewerbliche Nachnutzung des zentral gelegenen MCS-Areals an der Thyssenstraße ist ein erster Schritt getan. Im noch laufenden Entwurfsprozess wird das Schwammstadt-Prinzip möglichst konsequent verfolgt.“ Auch über große Stadtentwicklungsprojekte hinaus rückt die klimaresiliente Ausrichtung von Gewerbestandorten zunehmend in den Fokus. „Bei der Erarbeitung von Bebauungsplänen gehört die verbindliche Vorgabe von Dachbegrünung bereits seit einigen Jahren zum Standard“, so Bulinski weiter.

Auf „Standards für klimaresiliente Gewerbeflächen in der Region“ für den Bestand und die Neu- und Umplanung haben sich Kommunen im Klima.Werk verständigt. Die zuständigen Dezernent*innen aus den Rathäusern haben ein Positionspapier dazu unterzeichnet. „Unser Ziel ist es, gesunde und konkurrenzfähige Arbeitsstandorte und -bedingungen durch blau-grüne Infrastruktur in Gewerbegebieten zu schaffen“, sagt Dr. Markus Bradtke, Stadtbaurat aus Bochum, stellvertretend für die Dezernent*innen der beteiligten Klima.Werk-Städte. „Mehr Grün und mehr Wasserflächen sorgen auch in Gewerbegebieten für eine bessere Aufenthaltsqualität. In einer solchen Umgebung ist das Arbeiten angenehmer.“
Starke Flächenversiegelung verstärkt Klimawandel-Folgen

Klaus Müller, Technischer Beigeordneter der Stadt Bottrop, weist ebenfalls stellvertretend für die anderen Netzwerk-Kommunen auf ein Kernproblem hin: „Die starke Flächenversiegelung in unserer Region verschärft die Folgen des fortgeschrittenen Klimawandels: Starkregen hat keinen Platz zu versickern und Hitzeperioden wirken sich negativer aus, weil sich bebauter und versiegelter Raum aufheizt. Die Neuversiegelung von Flächen, auch in Gewerbegebieten, müssen wir daher so gering wie möglich halten.“

Zu den Standards für zukunftsfähige Gewerbeflächen zählt deshalb der Vorrang von Flächenrecycling vor Neuversiegelung. Kommunen im Klima.Werk haben sich außerdem darauf geeinigt, dass der Umgang mit Niederschlagswasser von Beginn an bei neuen Gewerbegebieten geplant werden muss. Dazu sollte eine natur- und ortsnahe Regenwasserbewirtschaftung umgesetzt werden. Bei der fließt das anfallende Regenwasser nicht in die Kanalisation, sondern kann versickern, verdunsten oder wird in ein natürliches Gewässer abgeleitet. In bestehenden Gebieten soll die nachträgliche Abkopplung von Regenwasser von der Kanalisation gefördert werden. Ein weiterer Standard: Gewerbegebiete werden durchgrünt, die Voraussetzungen dafür (auch an Gebäuden) sind zu schaffen und zu planen.

Um das gelebte Praxis werden zu lassen, berücksichtigen die Kommunen diese Standards bei folgenden Punkten:

  • bei der Änderung und Aufstellung von Bauleitplänen (z.B. durch die Festsetzung hochwertiger Begrünungsanteile auf den Flächen),
  • in der Regelung städtebaulicher Verträge,
  • in der Ausgestaltung von Grundstückskaufverträgen,
  • bei Gesprächen zur Ansiedlung neuer gewerblicher Nutzungen,
  • in der Aufstellung von Gewerbegebiets-Gestaltungssatzungen,
  • durch das Schaffen und Nutzen von Förderanreizen für die klimaresiliente Gestaltung,
  • durch Fachberatung für Unternehmen
  • durch die Kommunikation monetärer Vorteile einer klimaresilienten Gestaltung.

Das „Positionspapier klimaresiliente Gewerbegebiete“ ist für die unterzeichnenden Kommunen im Klima.Werk ein Bekenntnis, dieses Thema in den Fokus zu nehmen über gesetzliche Vorgaben hinaus. Das Netzwerk wirbt zudem bei weiteren Kommunen um die Unterzeichnung des Papiers: Das Engagement für Klimaanpassung bei Gewerbeflächen soll Kreise ziehen.

In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten die Städte der Emscher-Lippe-Region gemeinsam mit Emschergenossenschaft und Lippeverband an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der blau-grüne Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) von Emschergenossenschaft, Emscher-Kommunen und dem Land NRW und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk.

Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei Emschergenossenschaft und Lippeverband setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Weitere Informationen (auch zu Förderung von Projekten) auf www.klima-werk.de.

Quelle: Stadt Dinslaken

Klima.Werk Positionspapier: Heinz-Josef Hochstrat vom Fachdienst Tiefbau der Stadt Dinslaken und Dr. Tagrid Yousef. | Foto: Lucas Thielecke, Zukunftsinitiative Klima.Werk.