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Mit dem 3D-Drucker in der Backstube

Kreis Wesel. Das zdi-Zentrum und das 3D-Kompetenzzentrum der Hochschule Rhein-Waal testen Einsatzmöglichkeiten des 3D-Drucks in der Niederrheinischen Landbäckerei Berns:  Ist die Marzipanmasse zu kalt und deshalb zu zäh? Wie lassen sich mit Buttercreme Ornamente auf eine Torte drucken? Welche Beschaffenheit muss der Plätzchenteig haben, um per 3D-Druck aufs Backblech gebracht zu werden? Mitarbeiter des zdi-Zentrums (Zukunft durch Innovation) Kamp-Lintfort und des 3D-Kompetenzzentrums der Hochschule Rhein-Waal experimentierten mehrere Tage zusammen mit Konditorinnen und Konditoren der Niederrheinischen Landbäckerei Berns in Kamp-Lintfort. Mit dabei beim Praxiseinsatz: die 3D-Drucker, deren Anschaffung die „Stiftung Standort- und Zukunftssicherung Kreis Wesel“ durch eine Projektförderung von 24.000 Euro erst kürzlich ermöglicht hatte.

Es ist warm und riecht nach frischem Rosinenstuten. Alle paar Minuten kommt ein Rollwagen mit Blechen voller ofenwarmem Gebäck um die Ecke, man hört auf der einen Seite Geschirrklappern, auf der anderen die Kommandos, die sich die Bäcker zurufen. Zwischen Verkaufstheke und Backstube haben  Marc Kohlen und Gaia di Martino von der Hochschule Rhein-Waal Laptops und 3D-Drucker aufgebaut, um mit Praktikern zusammen die Möglichkeiten des 3D-Food Printing auszuloten. Johann Berns, Seniorchef des Familienunternehmens, hatte in die Zentrale der Niederrheinischen Landbäckerei Berns eingeladen, die inzwischen seit 156 Jahren besteht und rund 200 Mitarbeiter beschäftigt.

Jetzt schaut der 66jährige Bäckermeister interessiert zu, wie Marc Kohlen, wissenschaftlicher Mitarbeiter des 3D-Kompetenzzentrums, mit einem Grafikprogramm auf dem Computer aus dem Schriftzug der Landbäckerei und dem Firmenlogo dreidimensionale, druckbare Vorlagen modelliert. Seine italienische Kollegin Gaia di Martino, noch Studentin in Turin, ist für das kleine Projekt des 3D-Kompetenzzentrums der Hochschule eigens angereist. Sie überwacht den Druckvorgang: Werden die  Düsen des 3D-Druckers das Wort „Landbäckerei“ diesmal mit rosa Marzipan schreiben, ohne die Buchstaben zu verschmieren? Johann Berns sieht im 3D-Druck eine interessante Möglichkeit, individualisierte Produkte nach Kundenwunsch, etwa Torten oder anderes Gebäck, herzustellen. Allerdings müsse das flotter gehen als auf herkömmliche Weise, also wenn ein geübter Konditor die Spritztüte ansetzt. Nur sind gute Konditoren schwer zu finden: auch in diesem Beruf zeichnet sich Fachkräftemangel ab. Der Einsatz moderner Technologie, sagt Berns, könnte da in Zukunft eine Lücke schließen.

Drei Tage später hat das Team von der Hochschule auch mit Plätzchenteig und Buttercreme experimentiert und sich bei den Druckversuchen in der Backstube von einem Fernsehreporter des WDR über die Schulter schauen lassen. Goran Markovic-Schomburg von der WDR-Sendung „Servicezeit“ dokumentiert mit der Kamera nicht nur die Experimente in der Backstube der Bäckerei Berns. Er lässt sich im FabLab der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort zusätzlich noch Druckversuche mit heißer Schokolade zeigen, die durch die Projektförderung der „Stiftung Standort- und Zukunftssicherung Kreis Wesel“ nun möglich sind.

Die Kooperation mit der Niederrheinischen Landbäckerei Berns zeigt jedenfalls, so alle Beteiligten: Die Zukunftstechnologie des dreidimensionalen Druckens ist wichtig für die regionale Innovationsfähigkeit, selbst in einem so traditionsreichen Gewerbe wie dem Bäcker- und Konditoren-Handwerk. Dabei ist 3D-Druck mit Lebensmitteln, das sogenannte „3D-Food-Printing“ nur eine von ungezählten Einsatzmöglichkeiten. Die Druckversuche in der Backstube sollen jedenfalls in einigen Wochen weitergehen, wenn die Ergebnisse der ersten Experimente ausgewertet sind.

Quelle: Kreis Wesel

 

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